Mittwoch, 7. November 2012

Mit türkischem Gold umgeht der Iran das Handelsembargo

November 2012. Die Türkei ist zum Nothelfer der iranischen Wirtschaft geworden – mit stattlichen Gewinnen. Die für die Türkei lukrativen Geschäfte mit Gold ermöglichen so die iranische Fortführung der atomaren Aufrüstung.
 
Der Goldexport hat das starke Außenhandelsdefizit der Türkei schon um mehr als 20 Prozent verringert, das Geschäft läuft bestens. Von Januar bis August 2012 kaufte der Iran türkisches Gold im Wert von elf Milliarden Dollar. Elf Milliarden Dollar mit denen der iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad das iranische Rüstungsprogramm finanzieren kann. Das von der Europäischen Union (EU) verhängte Handelsembargo gegen den Iran sorgt dagegen bei deutschen Unternehmen, wie Siemens oder Leoni, für Verluste in gigantischen Höhen. Die Türkei, die zwar Nato-Mitglied, aber kein EU-Staat ist, profitiert von den Sanktionen, die die EU unter amerikanischen Druck gegen den Iran verhängt und erst vor kurzem deutlich verschärft hat. Der Iran kauft türkisches Gold und siedelt verschiedene Unternehmen in der Türkei an. Und wieder einmal schaut die Welt nur zu.
 
Ad absurdum: Goldgeschäfte mit dem Iran und der gewollte Beitritt zur EU
 
Als Recep Tayyip Erdogan Deutschland besuchte, stellte er ganz frech ein Ultimatum für den Beitritt seines Landes zur EU. Das Jahr 2023 nannte der sehr selbstbewusste Ministerpräsident  als späteste Frist. „Wenn sie versuchen, uns bis dahin hinzuhalten, dann wird die EU verlieren, zumindest werden sie die Türkei verlieren“, sagte Erdogan. Die Kehrseite des Krummsäbels: Die Türkei ermöglicht es dem Iran das Rüstungsprogramm und damit auch sein umstrittenes Atomprogramm zu finanzieren. Wahrscheinlich wissen das Angela Merkel und Guido Westerwelle nicht. Und falls doch, kann man unter diesem Aspekt das wohlwollende Gerede der beiden über Möglichkeiten eines baldigen Beitritts der Türkei zur Europäischen Union nicht verstehen…
 
Im Auftrag des iranischen Regimes…
 
Nach Angaben der Vereinigung der türkischen Industrie- und Handelskammern (TOBB) gibt es momentan 2.140 iranische Unternehmen in der Türkei, die meisten davon in Istanbul. Bis jetzt  wurden im Jahr 2012 rund 650 neue iranische Firmen gegründet, die Hälfte davon in der Metropole am Bosporus. Wirklich neue Unternehmen sind das nicht. Die meisten siedelten aus anderen EU-Staaten in die Türkei. Sie haben nicht nur Angst vor den bestehenden Sanktionen, sondern auch vor Verschärfungen. Nun – und wenn man seinen Firmensitz in der Türkei hat, kann man ganz einfach das Handelsembargo umgehen. Denn die Türkei ist kein EU-Staat. Zum Glück! Die meisten dieser Unternehmen sind zwar als „normal“ einzustufen. Aber eben nur die meisten, nicht alle. Experten davon aus, dass eine Reihe von ihnen die Aufgabe hat, unter Umgehung der EU-Sanktionen Waren für die iranische Wirtschaft zu kaufen. Diese Güter würden dann über die Grenze geschmuggelt werden. Hätte Erdogan tatsächlich ernsthaftes Interesse an einer EU-Mitgliedschaft, dann würde er diesen Kuhhandel unterbinden und nicht fördern. Ich denke daran alleine wird schon deutlich, was er in Europa will: Macht.
 
Die türkischen Goldexporte
 

Unter der von Erdogan geführten AKP-Regierung wurde die Goldgewinnung in der Türkei als Wachstumsfaktor hofiert. Dazu wurden neue Goldminen geschaffen und bestehende Gesetze verändert. Förderte die Türkei im Jahr 2001 etwa 1,4 Tonnen Gold, so waren es 2011 bereits 17 Tonnen. Und es soll noch mehr werden. Für die kommenden Jahre ist eine Ausweitung der Goldförderung geplant. Das geologische Potenzial liegt laut Experten bei rund 6.500 Tonnen. Und das ist eine Menge. Und genug, um etliches davon dem Iran zu verkaufen. Den Iran freut es, denn Devisentransfers per Banküberweisung sind durch die internationalen Wirtschaftssanktionen nicht möglich. Aber Gold hat weltweit den gleichen Wert und gilt daher als globale Universalwährung.  Da sich viele Beobachter einig sind, dass der Iran mit diesem – für die Türkei äußerst lukrativem – Handel aufrüstet, ist es absolut unverständlich, dass deutsche und europäische Politiker offensichtlich ihre Augen vor diesem brisanten Geschäft und seinen möglichen fatalen Folgen für den Frieden im nahen Osten verschließen.


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