Die schlimmste Art der Ungerechtigkeit ist die vorgespielte
Gerechtigkeit
Der das gesagt hat, war kein anderer als Platon, der
Begründer der abendländischen Philosophie. Wollen wir uns das oben genannte
Zitat noch einmal verdeutlichen: Wenn jemand vorspielt gerecht zu sein, ist er
am ungerechtesten. Einer, der Hartz-IV-Empfängern stolz verkündet, dass der
Regelsatz um 2,27 Prozent steigt, oder einer, der dem fleißigen Arbeiter einen
Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde garantiert, selbst aber auf Steuerkosten
in Saus und Braus lebt ist – nach Platons Definition – die Ungerechtigkeit in
Person. Und damit sind wir schon beim heutigen Thema.
So
finanzieren sich die Bundestagsabgeordneten
Zunächst wollen wir einmal festhalten, dass die
Bundestagsabgeordneten Volksvertreter sind. Mehr oder weniger gewählt. Sie
werden vom Bund aus Steuermitteln bezahlt und sind daher de facto unsere
Angestellten. Oder: Das Volk ist der Arbeitgeber der Politiker. Nun
unterscheidet aber eine ärgerliche Tatsache dieses Verhältnis von Arbeitgeber
und Arbeitnehmer zu allen anderen. In diesem Fall bestimmt nämlich der
Arbeitnehmer sein Gehalt. Und er muss seinen Arbeitgeber noch nicht einmal
fragen – er tut es einfach. Neben der regulären Entschädigung (schönes Wort im
Zusammenhang mit Politikern) gibt es für die Volksvertreter eine ansehnliche
Anzahl von versteckten Nebenleistungen. Damit sind nun nicht irgendwelche zusätzlichen
Vorstandsposten oder andere gut bezahlte Vorträge in der Wirtschaft gemeint.
Nein, es geht um die ganz legalen illegalen Nebeneinkünfte.
Wir beginnen bei der zu versteuernden Diät, die
aktuell 8.252 Euro im Monat für einen Bundestagsabgeordneten beträgt. Das ist
das „Grundgehalt“, das wir alle für unsere Volksvertreter bezahlen.
Nach
der Diät kommt die Kostenpauschale
Jedes Jahr – und ganz automatisch – steigt die
Kostenpauschale für Abgeordnete. Die ist natürlich steuerfrei und beträgt
derzeit 4.204 Euro im Monat. Damit sollen die Kosten im Wahlkreis, die
Mehraufwendungen am Sitz des Parlaments und die Kosten für Repräsentation
gedeckt werden. Die tatsächlichen Ausgaben spielen hier keine Rolle, sie müssen
also nicht belegt werden, schließlich handelt es sich um eine Pauschale. Das
ist besonders gut für Politiker, die in Berlin wohnen. Die brauchen keinen Zweitwohnsitz
und bekommen so im Jahr 50.448 Euro extra! Steuerfrei, wie bereits erwähnt.
Dafür bezahlen wir Steuerzahler, die selbst ihre beruflichen Aufwendungen in
der Steuererklärung nur zu einem geringen Teil zurückbekommen und erst nach
hohen bürokratischen Hürden beim Finanzamt.
Nach
der Kostenpauschale kommt die Büroausstattung
Bundestagsabgeordnete haben einen Anspruch auf ein
Büro am Sitz des Bundestages, also in Berlin. Die Büros müssen zurzeit
mindestens 54 Quadratmeter haben, dazu gehören auch das Mobiliar (das übrigens
nicht von IKEA stammt) und die Kommunikationsgeräte für sich selbst und die
Mitarbeiter.
Nach
der Büroausstattung kommen die Reisekosten
Wer soviel reisen muss, aber nur so wenig verdient,
dem kann man nicht zumuten die Reisen aus dem eigenen Geldbeutel zu bezahlen.
Also dürfen Bundestagsabgeordnete mit allen Verkehrsmitteln der Deutschen Bahn
kostenfrei fahren. Übrigens auch privat. Auch die Urlaubsreise im ICE zahlen
wir Steuerzahler. Dass zusätzlich die „umweltfreundliche“ hubraumstarke,
gepanzerte Dienstwagenflotte jederzeit zur Verfügung steht, versteht sich von
selbst. Oh – fast vergessen: Abgeordneten werden die Kosten für Inlandsflüge
erstattet.
Kommen
wir zum Sachleistungskonto
Jedem Abgeordneten schenken wir Steuerzahler jährlich
12.000 Euro für Büro- und Geschäftsausstattung. Aber bekommen die nicht sowieso
schon ein voll ausgestattetes Büro? (siehe Büroausstattung) Jaja. Aber mit
diesem Geld werden Kaffeevollautomaten, Digitalkameras, iPads, Notebooks oder
Navigationsgeräte bezahlt. Alle Gerätschaften dürfen übrigens privat genutzt
werden. Auch wenn sich der Herr Abgeordnete ein Navigationsgerät in seinen
Privat-PKW einbauen lässt, bezahlen wir das Gerät samt Einbau.
Nach
dem Sachleistungskonto kommen wir zu den Mitarbeitern
Klar, dass jedes Mitglied des Bundestages auch
Mitarbeiter braucht. Wofür? Na … für … äh. Egal, eben Referenten, Berater,
Sekretärinnen, solche Menschen eben, die die Arbeit für ihn erledigen. Dafür
werden dem MdB (Mitglied des Bundestages) von uns Steuerzahlern monatlich
15.800 Euro geschenkt. Das gilt aber nur für Mitarbeiter, die mit dem MdB weder
verwandt noch verschwägert sind.
Kommen
wir zum Ende
Gemeint ist das Karriere-Ende. Nun hat sich unser MdB
jahrelang bemüht unter Fraktionszwang die Politik zu machen, die ihm seine
Partei vorgibt. Er hat alles versucht uns Wählern das Gegenteil zu beweisen.
Kurz: Er hat sich bemüht und gekämpft, unermüdlich der Ungerechtigkeit in der
Republik in den Weg gestellt … und jetzt da ihn niemand mehr wählt, muss er
zurück in die echte Arbeitswelt. Zum Glück zahlen wir unseren Freunden in
Berlin dann ein Übergangsgeld. Für jedes Jahr Mitgliedschaft (nicht für die
Arbeit, die reine Mitgliedschaft reicht) bekommt er einen Monat Übergansgeld in
voller Höhe seiner Diät. Langzeitabgeordnete – und die gibt es überwiegend in
den ländlichen Regionen (man denke an die MdB’s der CSU aus dem bayerischen Nirwana)
– können so mal schnell knapp 150.000 Euro extra kassieren. Aber kaum jemandem,
der sich so lange im Bundestag aufgeopfert hat, kann man noch eine echte Arbeit
zumuten. Also gibt es für sie – auch von uns bezahlt die:
Versorgung
Und über die kann man sich besonders ärgern. Die
Abgeordneten zahlen keine Beiträge für ihre Altersversorgung. Sogar der Bund
der Steuerzahler sagt, dass sowohl die Höchstversorgung als auch die jährlichen
Steigerungsraten völlig übertrieben sind. Im Gegensatz zu seinem Arbeitgeber,
der ein Leben lang arbeiten und Rentenbeiträge bezahlen muss, reicht dem
Abgeordneten – unserem Arbeitnehmer also – schon ein halbes Arbeitsleben um auf
eine Rente, Entschuldigung einen monatlichen Pensionsanspruch von 5.570 Euro zu
kommen. Ach ja: Und im Gegensatz zu uns, können Abgeordnete schon bis zu zehn
Jahre vor dem erreichen der Altersgrenze ohne Abschlag in Pension gehen.
Macht das nicht Lust auf eine politische Karriere?
Bitte? Sie trauen sich das nicht zu? Bekanntlich liegt in jedem Witz ein Stück
Wahrheit. Deshalb abschließend folgender:
Bauer:
„Du Alois, kannst du meinen Bub’n nicht bei euch in der Partei unterbringen?“
Alois: „Tja, was kann er denn?“
Bauer:
„Pfff … eigentlich nichts.“
Alois:
„Na super. Dann brauchen wir ihn nicht erst anzulernen.“