Die Bertelsmann Stiftung
hat im Frühjahr 2012 eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass Leiharbeiter
diskriminiert werden. Die „entliehenen Beschäftigten“ verdienen manchmal gerade
die Hälfte der Stammbelegschaft, verrichten aber die gleiche Arbeit. Leiharbeiter
sind die modernen Sklaven unserer Gesellschaft.
Die Diskussion um gleichen
Lohn für gleiche Arbeit ist nicht neu und sie wird weitergeführt. Wenn man die
Jahre 2003 und 2010 vergleicht, so haben sich die Unterschiede in der
Entlohnung zwischen Stammbelegschaft und Leiharbeiter in nur ganz wenigen
Bereichen angenähert. Und das ist lediglich die positive Darstellung der Studie.
Ich frage mich schon, ob man von Annäherung sprechen kann, wenn man sich die
kalte Wahrheit der Zahlen verdeutlicht. Ein Beispiel: Ein Leiharbeiter in einem
Metallberuf in Westdeutschland verdient durchschnittlich 1.500 Euro brutto, der
Arbeiter aus der Stammbelegschaft bekommt für die gleiche Tätigkeit rund 2.990
Euro. Ist das annähernd der gleiche Betrag?“
Mindestlohn und das so genannte
Equal Pay
Seit 2011 gilt für die
Zeitarbeitsbranche ein allgemeinverbindlicher Mindestlohn. Der nächste Schritt,
so Aart De Geus, Mitglied im Vorstand der Bertelsmannstiftung, müsse nun das
Equal Pay, also die Gleichbezahlung der Leiharbeiter und der Stammbelegschaft
sein. Die Unternehmen wollen auch künftig die Flexibilität von Zeitarbeit
nutzen, so die Studie, und schlägt vor, Zeitarbeitnehmer, die länger als drei
Monate im Entleihbetrieb tätig sind, den gleichen Lohn zu zahlen, wie der
Stammbelegschaft. Dies würde 491.000 Zeitarbeitnehmern zu Gute kommen, die
Kosten für die Gleichbehandlung gibt die Bertelsmann Stiftung mit 410 Millionen
Euro an. Die Realität in den Betrieben sieht aber ganz anders aus. Befristete
Verträge, die immer wieder verlängert werden, obwohl dies nur am Rande der
Legalität geschieht.
Tragen Zeitarbeiter die
Last der Flexibilität?
Offiziell werden Zeit- oder
Leiharbeiter immer als Arbeitskraftreserven der notwendigen Flexibilität
bezeichnet. Inoffiziell sieht das aber ganz anders aus. Die großen Konzerne,
wie zum Beispiel e.ON, gründen eigene Leiharbeitsfirmen, die ausschließlich den
Konzern mit Billigarbeitskräften bestücken. Schon diese Tatsache wirft bei mir
Fragen auf. Dass in der Realität also der Stellenabbau der Belegschaft mit
einer Zunahme der Leiharbeiter einhergeht, will offensichtlich niemand sehen.
Leiharbeit ist für die Unternehmen nur ein Werkzeug, um die Arbeitskosten zu
senken. Immer wieder verhandeln Tarifpartner über die gleiche Bezahlung von
Stamm- und Leiharbeitern. Ob das so genannte „Equal Pay“ überhaupt finanzierbar
ist, bzw. von den Tarifpartnern gewollt ist, ist eine andere Frage. Fest steht,
dass die Leiharbeit, so die Bundesagentur für Arbeit, im letzten Jahr um 5,3
Prozent angestiegen ist, der Zuwachs der Gesamtwirtschaft jedoch nur bei 2,6
Prozent. Und das zeigt doch ganz deutlich, dass Unternehmen Stammarbeitsplätze
durch Leiharbeiter ersetzen. Dass der Gesetzgeber endlich im
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz verankert, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit zu entrichten ist wird wohl
wieder einmal am großen Einfluss der Lobbyisten – also der großen Konzerne, die
den Parteien viel Geld in die Taschen „spenden“ – scheitern. Bleibt die Frage,
wann Leiharbeiter endlich von der gesetzlich tolerierten Sklaverei befreit
werden können. Vielleicht sollten alle deutschlandweit einfach mal die Arbeit
niederlegen… Aber wer traut sich das schon, wenn er froh ist, dass er überhaupt einen Job hat.
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