Sonntag, 4. November 2012

Geld, Gauner & Ganoven

Geld, Gauner & Ganoven: Das ungedeckte Kapital
Ach wie schrecklich scheint doch die Entwicklung auf dem globalen Finanzmarkt zu sein: Überall Gauner und Betrüger. Aber das ist nichts Neues. Wer aber glaubt, dass das drohende Scheitern der europäischen Währungsunion oder die mangelnde Haushaltsdisziplin Griechenlands oder betrügerische Zentral-Banker etwas neues sind, der irrt. Auch der erste „Notenbankchef“ Europas  war schon ein Gauner.
Es war einmal... Ende des Jahres 1865. Die Menschen und Herrscher Frankreichs, Italiens, Belgiens und der Schweiz freuten sich über die „Convention Monétaire“, besser bekannt als die Lateinische Münzunion. Jeder Mitgliedsstaat der Münzunion hatte zwar seine eigene Währung, aber der Silber- und Goldgehalt ihrer Münzen war gleich. So konnte man mit der italienischen Lira auch in Belgien bezahlen, oder mit dem französischen Franc in der Schweiz. Gerade so, wie es heute nur noch mit Gold funktioniert. Klar, Papiergeld gab es auch, aber es hatte eben nur im jeweils eigenen Land einen Wert. Schon damals träumten Politiker von einer weltumspannenden Währungsunion. Das was wir heute Globalisierung nennen, hatte schon damals seinen Ursprung. Der grenzüberschreitende Handel florierte, die Reisenden mussten kein Geld mehr tauschen; kurzum: Alle Beteiligten waren zufrieden und das gemeinsame Münzgeld bewährte sich. Zunächst.
Schon damals begann das Ende mit den Griechen
Drei Jahre nach der Gründung der Lateinischen Währungsunion traten auch die Griechen der Münzunion bei. Und das war der Anfang vom Ende. Denn, obwohl Griechenland schon damals wirtschaftlich rückständig war, lebte es weit über seine Verhältnisse. Und schon hier wiederholt sich die Geschichte. Um das finanzieren zu können, sammelten die Griechen Gold- und Silbermünzen der anderen Staaten und druckten gleichzeitig ihr eigenes Papiergeld. Da dieses Geld nicht durch materielle Werte gedeckt war, ging das nicht lange gut, die griechische Wirtschaft brach zusammen; schließlich wurde Griechenland aus der Münzunion entlassen.
Der Erste Weltkrieg
Schließlich trat Frankreich mit Beginn des Ersten Weltkriegs aus der Union aus – 1927, als die Schweiz als letztes Land die Münzen der anderen Unionsländer außer Kurs setzte, war das ehrgeizige Projekt am Ende.
Papiergeld und Notenbanken: Wiederholte Pleiten
Die Suche nach geschichtlichen Parallelen der aktuellen Geschehnisse innerhalb der Europäischen Währungsunion dauert nicht lange. Ein Blick auf die Geschichte des Papiergeldes und der Notenbanken reicht. Kommen wir nun zu dem so genannten ersten Notenbankchef überhaupt, einem  Mann, der – das unterstelle ich – vielleicht gar nichts Böses im Sinn hatte. Zunächst. Der in Schweden lebende Bankier Johan Palmstruch, der in Riga das Licht der Welt erblickte, hatte im 17. Jahrhundert bereits die geniale Idee des Papiergeldes. Er nahm von seinen Kunden die Gold- und Silbermünzen an und gab ihnen dafür Wertscheine, die nicht personengebunden waren. Heute könnte man diese Noten am ehesten noch mit einem Wechsel vergleichen. Die Geldscheine konnten so frei zirkulieren und der schwedische König war begeistert von dieser Idee, da der finanziell angeschlagene Staat mit 50 Prozent an den Einnahmen dieser ersten Notenbank beteiligt war. Auch die Menschen waren vom Papiergeld angetan, schließlich konnte man nun auch größere Summen mit sich herumtragen.
Alles lief gut, bis Johan Palmstruch mehr wollte. Er verlieh die gelagerten Gold-, Silber- und Kupfermünzen. Das eingelagerte Münzgeld wurde weniger, dennoch druckte Palmstruch immer mehr Scheine. Und spätestens jetzt finden wir die Parallelen zu unserem heutigen globalen Finanzproblem. Schließlich begriffen die Menschen, dass die Geldscheine an Wert verloren, da sie nicht mehr durch Edelmetall gedeckt waren. Sie gingen zu Palmstruchs Bank und wollten ihre Münzen zurück. Die Bank brach zusammen und wurde verstaatlicht. Der Bankier, der heute als Gründer der ersten Notenbank dieser Welt gilt, verbrachte fast den Rest seines Lebens hinter Gittern. Europas erster Notenbankchef war also ein Gauner. Und auch wenn unsere Geschichte mit „Es war einmal…“ begann, ist sie doch kein Märchen. Anfang der 80er Jahre begann das Problem der Unterdeckung des Geldes auch in Deutschland. Das Geld, das gedruckt wurde, hatte keinen Gegenwert mehr in Edelmetallen. Jetzt aktuell will Deutschland sein Gold, das nach dem zweiten Weltkrieg auf die Siegermächte verteilt wurde (aus Sicherheitsgründen, damit das Land nicht wieder aufrüsten kann), nachzählen. Und dann wird man sicher feststellen, dass unsere Banknoten genau das sind, was sie darstellen: Bedrucktes Papier. Beenden wir die Geschichte mit einem abgewandelten Märchenzitat in Bezug auf die Zentralbanken: „Denn wenn sie nicht gestorben sind, so drucken sie noch heute…“

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