Staubsauger von 1906 |
Seit dem 1. September 2014 weist ein neues Kennzeichen
beim Staubsauger-Kauf auf den Energieverbrauch hin. Das hat seinen Grund, denn
die EU-Ökodesign-Richtlinie sieht vor, dass die Leistung von neuen Staubsaugern
seit September nicht mehr als 1.600 Watt betragen darf. Bis zum Jahr 2017 soll
die Höchstleistung der Staubfresser auf 900 Watt gedrosselt werden. Solange die
Hersteller es schaffen, die Saugleistung anzupassen, ist das kein Problem. Der durchschnittliche
Milbenvampir der deutschen Hausmänner und –frauen hat aktuell 1.800 Watt
Leistung. Das ist zuviel, sagt die EU, denn schließlich gilt es in der Zukunft
Energie zu sparen, wo es nur geht. Und da kommt der Bürger gerade recht. Allein
in über 40 Millionen Haushalten in Deutschland wird beinahe täglich Staub
gesaugt. Das heißt, der Verbrauch für „Saugstrom“ in deutschen Privathaushalten
wird sich bis 2017 halbieren. Vorausgesetzt natürlich, alle würden sich ein
neues Gerät kaufen. Auch muss sich selbstverständlich die Saugleistung
entsprechend erhöhen, sonst saugen die Deutschen mit ihren gedrosselten Saugern
länger und die erhoffte Energieersparnis bleibt aus.
An und für sich eine schöne Sache, aber eben nur eine
Seite der Medaille. Denn während die Eurobürokraten sich immer neue
Energiegängelungen für Otto Mustermann und seine Frau ausdenken wird die Liste
der Unternehmen, die vom Ökostrom-Rabatt profitieren immer länger. (Diese Firmen profitieren vom
Ökostrom-Rabatt: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eeg-umlage-diese-firmen-profitieren-vom-oekostrom-rabatt-1.1886240)
Diese „stromintensiven“ Betriebe kommen vor allem in
der Lebensmittelindustrie und der Aluminiumindustrie vor. Die Herstellung von
Aluminium ist extrem energieintensiv und deutsche Hersteller müssen auf dem
weltweiten Markt natürlich auch mit den Preisen der chinesischen Hersteller
mithalten können. Wenn man nun aber weiß, dass die Stromkosten im Durchschnitt
nur 1,6 % des Umsatzes ausmachen und die Vielzahl der Betriebe keinem
internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind, mutet die Befreiung der EEG-Umlage
als eine Frechheit gegenüber dem Bürger an. Die Kosten für die Ökostromumlage
könnten diese Betriebe also spielend an ihre Kunden weiter geben. Auch 72
Firmen, die im Nah- und Fernverkehr tätig sind, sind von der Umlage befreit.
Wahrscheinlich hat man Angst, dass beispielsweise die Münchner Stadtwerke nach
China abwandern könnten, wenn sie zuviel für den Strom ihrer U- und S-Bahnen
bezahlen müssten.
Dass die EEG-Ausnahmen besonders in Deutschland
zunehmen, hat mittlerweile auch die EU mitbekommen und ein Beihilfeverfahren
gegen Deutschland eingeleitet. Das Argument: Wettbewerbsverzerrung in Europa.
Deutschland wehrt sich. Und das Verfahren dauert. Währenddessen ärgern sich die
Bürger über die hohen Strompreise, die sie – auch dank der vielen befreiten
Betriebe – zahlen müssen und hoffen, dass ihr alter Staubsauger noch lange
durchhält.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen